Klassenerhalt
für Winsen (fast) gesichert
Fast wäre
auch die schon einmal verschobene 6. Runde in der Bezirksoberliga dem erneuten Wintereinbruch
zum Opfer gefallen, aber das Wetter hatte sich am 7. März beruhigt; es war zwar
eisig kalt, aber die Straßen waren frei, so dass unserer Fahrt ins ferne Jesteburg
(Nordheide) nichts im Wege stand. Ein Sieg war eigentlich Pflicht, denn für die
Schachfreunde aus Jesteburg war der Abstieg in die Bezirksliga schon so gut wie sicher,
und unser Punktepolster war mit 5 Punkten noch nicht eben üppig. Und es ließ
sich gut an. Zwar wurde uns bei der Begrüßung ein heftiger Widerstand angekündigt,
im Verlauf der Partien zeigte sich aber relativ schnell, warum die Nordheider auf dem
Abstiegsplatz gelandet sind: Die Siege von Bernd Bielstein und Dr. Jahns sowie die
Remispartien von Berthold Mitzko und Jörg Winter hatten bereits nach 2 ½
Stunden das Punktekonto auf 3 : 1 für Winsen gestellt, und eine Stunde später
folgten die restlichen Partien in schneller Folge: Siege für Bernd Hollstein,
Kristoffer und dann auch Tobias Falk, und nur André Liebich versuchte mit Erfolg,
seine eigentlich schon gewonnene Partie noch in ein Remis abzufälschen - so stand
es am Ende 6,5 : 1,5 für Winsen. Und mit diesen beiden Siegpunkten stehen wir
jetzt auf einmal auf Platz 4 oder 5 der Gesamttabelle (das Spiel zwischen Uelzen und
Buchholz, das über die endgültige Platzierung entscheidet, wurde am Sonntag
dann doch abgesagt und wird nachgeholt). Damit besteht eigentlich nur noch eine winzige
theoretische Chance, dass wir noch einmal in die Abstiegszone geraten könnten.
Auf den ersten drei Plätzen stehen drei Mannschaften mit jeweils 12 Punkten, und
diese drei werden also den Aufstieg in die Verbandsliga unter sich ausmachen: Hermannsburg
als glückloser Aufsteiger-Aspirant seit 3 Jahren, Buxtehude (Absteiger aus der
Verbandsliga im letzten Jahr) und Stade, der Aufsteiger der letzten Saison aus der
Bezirksliga, auf dem Durchmarsch nach oben...
Dr. Jahns
Siege an Brett 2 und Brett 1:
Vorne gewinnt gerade Kristoffer
Falk seine Partie,
im Hintergrund ist sein Bruder
Tobias erfolgreich
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Kellerduell
Obwohl wir uns
alle einig waren dem Tabellenkeller heute ein für allemal Lebewohl sagen zu wollen,
mussten wir nichtsdestotrotz in einen ebensolchen herabsteigen um an unsere Spielgeräte
zu gelangen. Ansonsten waren die Spielbedingungen im Kleckerwaldweg zu Jesteburg aber
ganz erträglich, zumal die fehlenden Fenster im Spielraum ein Abdriften der Gedanken
absolut wirkungsvoll verhinderten.
Nach nur zwei Stunden Kellerarbeit herrschte aber bereits eitel Sonnenschein auf den
Gesichtern einiger Winser Spieler.
Bernd Hollstein hatte einen guten Tauschhandel (Turm für Dame) abgeschlossen,
Tobias Falk konnte bereits nach 13 Zügen einen gegnerischen Läufer erwerben,
und Bernd Bielstein stand kurz vor Vertragsabschluss mit einem feindlichen Bauern.
Währendessen wunderte sich Kristoffer Falk, warum sein Gegner heute nur passive
Züge machte, und dass,obwohl er in den vergangenen Jahren, zuverlässig, gegen
eben diesen, verloren hatte.
Dr. Reiner Jahns wunderte sich ebenfalls, und zwar darüber dass sein heutiger
Gegner einfach nicht patzen und eine Figur einstellen wollte. So griff er in seiner
Not zu einem recht rabiaten Mittel (welches Kristoffer niemals anwenden würde)
und schlug mit einen Läufer in die feindliche Königsstellung ein.(Später
betitelte er diese Aktion:Mein erstes Opfer!).
Ein paar Bretter weiter oben hatte Jörg Winter für den heutigen Tag ebenfalls
seine persönliche Herausforderung gefunden. Er hatte sich vorgenommen heute keine
Figur zu verlieren ( kein schlechter Plan), allerdings auch keine zu gewinnen.(kein
guter Plan.)
Sein Spezi Berthold Superberti Mitzko schien von dieser Strategie wohl
recht angetan, und versuchte es seinem Vorbild gleichzutun. Zwar konnte er mit einigen
Figuren beim gegnerischen König vorstellig werden, aber mehr als ein paar dicke
Backen wollten dabei nicht herausspringen.
Unser Eröffnungsexperte André Liebch mühte sich derweil eine Stellung
zu basteln, die es ihm ermöglichen sollte, den Herausgeber der Schachzeitung
im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand zu spielen.
Noch vor der Zeitkontrolle zeichneten sich dann schließlich die ersten Ergebnisse
ab und trudelten auch ein.
Als erstes streckte Bernd Bielsteins Gegner die Waffen. Mit zwei Bauern im Minus und
hoffnungsloser Stellung, entschied er sich gegen den Keller und für den Sonnenschein,
der draußen um die Wette strahlte. (0:1)
Jörg Winter war mit seinem Gegner dann auch überein gekommen, dass sie wohl
noch bis Montag spielen könnten, ohne das auch nur eine Figur das Brett verlassen
hätte. (0,5:1,5)
An Brett 1 bis 3 wurde zwar noch gespielt, aber es zeichneten sich Siege für uns
ab, und so sah Berthold seine Chance gekommen zum Märtyrer zu werden. Mit routiniertem
Blick erfasste er die Situation im Spielsaal und fragte den Mannschaftsführer:
Kann ich Remis anbieten?
Und so kam es, das Berthold Mitzko für die Sicherstellung des Klassenerhaltes
verantwortlich zeichnete. (Jedenfalls hat er es uns später so erklärt. 1:2)
Es mußte aber noch gekämpft werden.
Dr. Jahns hatte mit seinem Opfer zwar eine ganz gute Stellung erreicht, von Kapitulation
seines Gegners konnte aber noch lange keine Rede sein. Also wurde weiter geopfert,
diesmal eine Qualität, und dies sollte schließlich Wirkung zeigen. Unnötig
zu erwähnen, das Reiners Gegner in Folge doch noch eine Figur liegen ließ
und eine Null quittieren musste.(1:3)
Bernd Hollsteins Gegner (H-J Mencke) war es inzwischen Leid ohne Dame weiterzuspielen
und fügte sich ins Unvermeidliche (1:4)
Bei Kristoffer ging es weitaus subtiler zu, wenn auch nicht weniger eindeutig.
Was Tante Fritz kalt als Matt in 10 analysierte, fasste Kristoffers Gegner, Reinhard
Klingenberg, bei seinem letzten Zug weitaus menschlicher zusammen:
Ich stand auch schon mal besser. (1:5)
Nun waren noch zwei Partien offen, Tobias, immer noch mit einer Mehrfigur unterwegs,
und André,
der in einem Geflecht von Fesselungen das Matt zwar schon riechen, nicht aber sehen
konnte.
Und so kam was kommen musste, zur Zeitkontrolle konterte Michael Schönherr, André
durch einen taktischen Schlag trocken aus und wickelte sicher zum Remis ab.(1,5:5,5)
Seltsamerweise dauerte die Partie, die als erste entschieden war, am längsten.
Schließlich musste aber auch Tobias Gegner einsehen, dass nun, da auch noch die
Bauern fielen, es keinen Sinn mehr machte weiter Widerstand zu leisten. (1,5:6,5)
Durch diesen deutlichen Sieg katapultierte es uns auf Platz 4 der Tabelle (Buchholz
hat allerdings ein Spiel weniger) und mit 7 Punkten und einem anständigen Torverhältnis
sollte es auch in diesem Jahr zum Klassenerhalt in der Bezirksoberliga langen.
Bernd Bielstein |